Lehnardt-Olm, Petra

Lehnardt-Olm, Petra Als Nomadin im Herzen hat Petra Lehnardt-Olm seit ihrer Geburt 1963 einen Rückzugsort in Berlin. Sie sucht den direkten Kontakt zur Natur. Deshalb stehen Lebenskreisläufe, das menschliche Dasein sowie dessen Verhältnis zur Natur und urbanen Räumen im Mittelpunkt. Die Wertschätzung all dessen, was uns umgibt, sowie die Vergänglichkeit als willkommener Prozess tiefgründiger Schönheit sind dabei wichtige Kriterien. Arbeitsmaterial findet sie überall. Ihre künstlerische Technik ordnet sich dem jeweils gewünschten Ergebnis unter. Von je her verhilft sie Ausgedientem zu neuer Nutzung, rückt Altes mit lesbaren Spuren gelebter Zeit (wieder) in den Fokus. Sie arbeitet sie intuitiv aus der Situation heraus, fotografiert mit vorhandenem Licht und aus der freien Hand. Es entstehen unverstellte Momentaufnahmen vorgefundener Situationen.

Schon als Kind beobachtet sie die Natur im Detail. Sie ist fasziniert von Tierknochen und deren sich permanent verändernden Formen und inneren Strukturen während ihres Verfalls. In ihrer Ausbildung in der Orthopädietechnik lernt sie handwerkliche Grundlagen für spätere künstlerische Konzepte und schließt sie mit der Gesellenprüfung ab. 1983 nimmt sie immer wieder Unterricht bei verschiedenen Künstlern. Ihre frühen Malereien zeigen Natur-Details in großen Formaten – auch Tierknochen. Sie beteiligt sich seit 1988 an Ausstellungen wie z.B. an der Freien Berliner Kunstausstellung, in den Messehallen Berlin. Es folgten Arbeitsaufenthalte in Europa, Afrika und Mexiko.

Nach ihrer ersten Einzelausstellung kündigt sie1994 nach sieben Jahren als Busfahrerin in Berlin und arbeitet nur noch freischaffend als Künstlerin und Fotografin. Es folgen Einzelausstellungen, u.a.: Mönchskirche Salzwedel, Festspielhaus Wittenberge, Cuevas del Rondo / Rojales (E), Stiftung Starke / Berlin; Stadtkirche Liebenwalde, Werkstatt der Kulturen / Berlin, Robert Koch-Institut, Rathaus Kreuzberg und Schloß Schwante. Sie beteiligt sich an Ausstellungen u.a. in der Humboldt Bibliothek Berlin, Projektraum Bethanien / Berlin, Altes Rathaus in Wörth am Rhein, Nationalpark St. Andreasberg und Galerie Plat C‘est bow / St. Etienne (F). 2000 schließt sie ihre Fortbildung in Design an der MEDIADESIGN HOCHSCHULE Berlin ab. Von 1999 bis 2018 ist sie Teil einer Ateliergemeinschaft auf dem Künstlerhof Frohnau. Es entstehen erste Objekte aus Tierknochen und im eigenen Garten Knocheninstallationen, die dann der Witterung überlassen werden. Die permanenten Veränderungen werden fotografisch dokumentiert. 2012 entsteht in Ahrenshoop am Hohen Ufer eine temporäre Knocheninstallation. Seit 2008 entstehen Fotoinstallationen mit eigenen Vertonungen. 2013 realisiert sie ein von Thyssen-Schachtbau GmbH gefördertes Fotoprojekt im Bergbau: Die Aufnahmen entstehen von Mai bis Oktober in Wolgograd, Beresniki, Moskau, Kotelnikovo und Norilsk. Unter dem Titel „setzen, stellen, legen - LEER! Orte in Deutschland“ zeigt sie 2015 und 2016 mittelfomatige Fotografien im SPD Bürgerbüro in Berlin. Es sind stille sowie farbreduzierte Details unspektakulärer Lost Places. Begleitend gibt es szenische Stadtführungen mit Dagmar Röpke und eine Performance mit Bardo Henning, gefördert durch die Dezentrale Kulturabeit Reinickendorf.

Sie geht seit 2000 mit Menschen ohne Kameraerfahrung in die Natur und bittet sie, sich dort (wieder) einzufügen, meist unbekleidet. Die „Modelle“ entscheiden selbst über Nähe zur Natur. Sie werden von Petra Lehnardt-Olm mit der Kamera begleitet, auf der Suche nach Verbindungen zwischen Mensch und Natur. Den improvisierten Arbeitsfluß trainiert sie seit 2003 beim Argentinischen Tango. Hier entsteht die fließende, improvisierte Verbindung im Paar durch wechselseitiges Lesen nonverbaler Körpersprache. Die Fotografien der Werkgruppe „Menschenland“ werden u.a. gezeigt: 2016 im Neuenburger Vereenshuus, Zetel, 2018 beim Weißenburger Kunstpreis in Bayern und im Kunstverein Schwedt; 2019 im Wasserschloss Dornum, 2020 im Rathaus Berlin-Reinickendorf, den Rathenauhallen Berlin, der Villa Blunk in Wriezen und 2023 in der Kommunalen Galerie 47 e.V. in Birkenwerder; 2020 präsentiert sie einen Auszug ihrer Knochensammlung (Fundstücke und Reste von Mahlzeiten) im Gropius Bau Berlin, als Gast bei Lee Mingwei im „Living Room“ innerhalb der Ausstellung „Geschenke & Rituale“. 2021 präsentiert sie die Knocheninstallation „Arche Noah“ innerhalb der Ausstellung „Beuys for Future“ in Galerie Group Global 3000 in Berlin und ist zu Gast in dem Interview „Fettecke“ – Beuys for Future“ bei Radio EINS mit Knut Elstermann. 2023 präsentiert sie innerhalb der „33. Landesweite Kunstschau des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern“, kuratiert von Zahra Hasson-Taheri und Katja Häckel, in der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund die Installation „Knochenarbeit aus dem wilden Garten“. 2021 erfasst sie in großformatigen abstrakten Detailfotografien die „Arbeitsspuren - Lebensspuren“ der Gründerzeit-Industrie in Reinickendorf. Die Ausstellung und Katalogpräsentation findet in den Wilhelm-Hallen (ehem. Eisengießerei) statt. Das Kooperationsprojekt mit dem Berlin-Brandenburgischen Wirtsschaftsarchiv e.V. wird im Auftrag der Senatsverwaltung von Bezirk Reinickendorf gefördert. 2010 wird sie Mitglied beim BBK Brandenburg, wechselt 2021 zum BBK MV. 2018 tritt sie in den bbk berlin ein, 2022 in die GEDOK, wo sie sich seit dem rege an Ausstellungen und der internen Organisation beteiligt.

Weitere Förderungen (Auswahl):

2024 Stipendium „IN TOUCH - zwischen Natur und Urbanität“, Kunstverein Donnersbergkreis in Obermoschel

2023 Museumspreis: „1000 und Deine Sicht“ Ausstellungsprojekt seit 2022 im Dreiländereck (Zittau, Liberec, Görlitz, Zgorzelec, Bogatynia, Hrádek nad Nisou, Ostritz, Mikulášovice, Lubań und Geopark Ralsko/Doksy) erhält den als „Gesellschaftlich relevanter Ort“. Es ist ein Katalog zur Ausstellung erschienen. Gefördert durch

2018 Stipendium „Schwemmland, 27. Internationales Landschaftspleinair“, Kunstverein Schwedt

2018 „Wald“, Projekt mit der Ellef-Ringnes Grundschule, Berlin; Realisierung durch das Bezirksamt Reinickendorf

2016 „Ankommen“, Foto-Projekt mit einer Willkommensklasse. Es entsteht ein dauerhaftes Fenstermosaik an der Ellef-Ringnes Grundschule, Berlin; Realisierung durch das Bezirksamt Reinickendorf

2016 Stipendium „Neuendorfer Kunstwoche 2016“, Friesland, Zetel

Ankäufe (Auswahl): Graphothek Berlin-Reinickendorf; Sammlung Communigate, Frankfurt (Oder); Fertility-Center Berlin; Sammlung Martin Quilitz, Berlin; Aagaard Galerie, Frauenhotel Artemisia; Amtsgericht Sigmaringen

Bibliographie (Auswahl):

2022/23 Ausstellungskatalog, Landesweite Kunstschau des Künstlerbundes MV

2020 „Arbeitsspuren – Lebensspuren“, Einzelkatalog zur Ausstellung, Texte: Dr. Ute Pothmann, Hrsg.: Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, gefördert: GSG Berlin & Senatsverwaltung Berlin

2020 Ausstellungskatalog, Rathaus-Galerie Reinickendorf, Berlin

2020 Ausstellungskatalog, Hrsg.: GROPIUS BAU, Berlin

2019 Schwemmland, limitierte Dokumentation, in Kooperation mit dem Nationalpark Unteres Odertal

2019 26. Dornumer Kunsttage, Ausstellungskatalog, Wasserschloss Dornum, Friesland

2015/16 Einzelkatalog zu Ausstellung im SPD-Bürgerbüro, Hrsg.: Brigitte Lange, MdA, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus

2009 - 2019 jährliche limitierte Fotoedition

1999 RabenLEBEN, limitierte Grafikedition