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Breitling, Gisela
Gisela Breitling (27.05.1939-2018 in Berlin) war eine bekannte Malerin und Autorin. Als eine der ersten deutschsprachigen Autor.innen erforschte sie die Geschichte der bildenden Künstlerinnen, um sich von patriarchalen Stereotypen in Kunst und Kunstgeschichte zu befreien und ihr eigenes Schöpfertum zu verfolgen. Neben ihrer dem fantastischen Realismus nahestehenden Kunst, in der „die Frau“ stets Protagonistin ist, verfasste sie zahlreiche Texte und Bücher. Nachhaltig hat sie den feministischen Diskurs in Kunst und Kunstgeschichte geprägt. Gisela Breitling wuchs in Lindau am Bodensee auf, wo sie 1958 eine Druckereilehre absolvierte und als Musterzeichnerin ausgebildet wurde. 1960 folgte ein Studium zur Textilingenieurin an der Hochschule in Krefeld und in der Meisterklasse bei Elisabeth Kadow. Nach dem Diplom 1962 reiste Gisela Breitling nach Rom und Florenz und studierte dann an der Berliner HfbK. Zunächst abstrakte Malerei bei Hans Jaenisch. 1963 wechselte sie zu Friedrich Stabenau in die Klasse für freie Grafik, wo zahlreiche graphische und druckgraphische Arbeiten entstanden. 1968 machte sie ihre Meisterschülerin und erhielt ein Stipendium des Institut Francais für einen dreimonatigen Parisaufenthalt. Dort studierte sie Kupferstich an der Ecole des Beaux-Arts in Paris bei Prof. Camy. Zurück in Berlin ließ sie sich als freischaffende Malerin und Autorin nieder. 1977 beteiligte sie sich maßgeblich am ersten feministischen Ausstellungsprojekt in Deutschland „Künstlerinnen International 1877-1977“. Das war der Startschuss für ihr diskursprägendes Engagement in der feministischen Bewegung in Kunst und Kunstgeschichte. Bei einem einjährigen Studienaufenthalt an der Villa Massimo in Rom 1977/78 begann sie mit Recherchen zu historischen Künstlerinnen, die sie 1980 in ihrem autobiographischen Buch „Die Spur des Schiffs in den Wellen“ zusammenfasste. 1987 initiierte sie gemeinsam mit der Malerin Evelyn Kuwertz die Ausstellung „Das verborgene Museum“, in der Werke historischer Künstlerinnen aus den Westberliner Museumsdepots in der Akademie der Künste gezeigt wurden. In der Folge gründeten sie das Verborgene Museum e.V. mit Räumlichkeiten in Berlin-Charlottenburg, wo bis zu dessen Auflösung 2022 mehr als 100 Künstlerinnen vorrangig des 20. Jahrhunderts ausgestellt wurden. Gisela Breitling hielt Gastvorträge und Vorlesungen zu ihrem Spezialthema im In- und Ausland; 1985-1987 hatte sie eine Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel und einen Lehrauftrag an der HdK Berlin. 1987 gewann sie den Wettbewerb zur Gestaltung des Turms der St. Matthäuskirche am Kulturforum in Berlin, für die sie 16 Bildtafeln zum Matthäusevangelium erstellte. Nach Durchführung des Großprojektes 1993 konzentrierte sie sich vor allem Frauenporträts und Stillleben. Auch startete sie ein Forschungsprojekt zur italienischen Renaissancemalerin Elisabetta Sirani. Die Künstlerin war auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten (http://www.giselabreitling.de/ausstellungen.htm). Gisela Breitling war Mitglied in der Künstlergruppe um die Galerie Miniature (ab 1970), der Berliner Gruppe 70, der Künstlergruppe Akanthus und der GEDOK Berlin. 2001 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 2014-2018 lebte sie in einer Seniorenresidenz in Berlin-Lankwitz, wo sie 2018 infolge einer Demenzerkrankung verstarb. Ihre Werke befinden sich in folgenden öffentlichen Sammlungen: Nationalgalerie, SMPK Berlin; Albertina in Wien; Victoria and Albert Museum London; Nat. Museum of Women in the Arts, Washington; Berlinische Galerie Landesmuseum Berlin.
Eigene Schriften
Die Spuren des Schiffs in den Wellen: Eine autobiographische Suche nach den Frauen in der Kunstgeschichte. Oberbaumverlag, Berlin 1980, ISBN 3-87628-173-3. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe Fischer Taschenbuch, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-596-23780-7 Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (Hrsg.): Das verborgene Museum: Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. Edition Hentrich, Berlin 1987, ISBN 3-926175-38-9. Der verborgene Eros: Weiblichkeit und Männlichkeit im Zerrspiegel der Künste. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main 1990, ISBN 978-3-596247400 Literatur: Gisela Breitling,Katalog mit Texten von Manfred Bluth, Urs Schötmar, Hermann Peter Piwitt, Karoline Müller und Gerda Sommer. Parkland, Stuttgart 1987, ISBN 3-88059-280-2. Sabine Lessenich: Gisela Breitling. Zu ihrer Position im feministischen Kunstdiskurs der 1970er und 1980er Jahre. Dissertation. Bochum 2006, DNB 979598923/34. Links: https://giselabreitling.de/