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Gustas, Aldona
Aldona Gustas (02.03.1932 Litauen-08.12.2022 Berlin) war eine bekannte Malerin und Poetin. Sie lebte in Berlin.
Werdegang und Projekte
Aldona Gustas wurde im lit. Dorf Karceviskiu geboren, wuchs in Vilnius auf und wurde mit ihrer Familie 1941 unter der Naziherrschaft nach Rostock zwangsumgesiedelt. 1945 flüchtete sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Berlin, ihr Vater geriet in russische Gefangenschaft. Die Künstlerin blieb in Berlin und heiratete 1952 den Schriftsteller Georg Holmsten.
Erste lyrische Versuche erfolgten 1957. Seit 1961 hat die Künstlerin 40 Anthologien veröffentlicht und ist in über 100 Anthologien vertreten - darunter Nachstraßen (Gedichte), Worterotik, Frankierter Morgenhimmel, Puppenruhe, Eine Welle Muschel oder Venus persönlich, Luftkäfige, Sogar den Himmel teilen wir, Graphiken, Erotische Gedichte von Frauen, Erotische Gedichte von Männern. 1967 wandte sich Aldona Gustas auch der Graphik und Malerei zu, Unterricht erhielt sie bei Horst Strempel und Matthias Koeppel. Seitdem illustrierte sie ihre eigenen Anthologien und schuf freie Arbeiten. Ab 1990 entstanden umfangreiche Serien von Frauendarstellungen in unterschiedlichen Formaten und Techniken: geheimnisvoll verbogene, nackte Frauenkörper in fantasievollen Variationen, die Aldona Gustas als Kommentare zum gängigen Weiblichkeitsklischee verstand.
Ab 1969 arbeitete sie bei der litauischen Kulturzeitschrift „Nemuno krastas“. 1972 initiierte sie die „Berliner Malerpoeten“, eine Künstlervereinigung von Malern, Literaten und Doppelbegabungen. Mitglieder waren Wolf-Dietrich Schnurre, Schröder Sonnenstern, Günter Grass, Kurt Mühlenhaupt, Günter Bruno Fuchs u.a. Aldona Gustas, die die einzige Frau in dieser Gruppe war, fungierte als Kuratorin und Organisatorin. Die erste Ausstellung fand auf der FBK (Freie Berliner Kunstausstellung) 1973 statt. Studienaufenthalte führten sie nach Litauen, Frankreich, Italien, Spanien und England.
Ausstellungen und Auszeichnungen
Die Künstlerin hatte Einzelausstellungen in Berlin, Hamburg, Kiel, Münster, Ladenburg, Schwalenberg, Vilnius und Siauliai. Ausstellungen:„Symbiosefrauen / Sphinxfrauen / Torsofrauen“ Zeichnungen und Gedichte, Kunstamt Berlin Tempelhof 1994. „Asyl im Geschlecht“ Zeichnungen und Zeilen, Ladengalerie 1990. Retrospektive „Aldona Gustas“ 1972-2002, Haus am Kleistpark, Kunstamt Tempelhof-Schöneberg. Einzelausstellungen: Frauenmuseum Bonn, Arheiger Brotfabrik, Ladengalerie Berlin, Galerie Varta (Vilnius), Galerie Laptai (Siauliai)
Ausgezeichnet wurde sie 1997 mit der Rahel Varnhagen von Ense Medaille, 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 2006 Medaille des Verdienstordens der Republik Litauen.
Arbeiten von ihr befinden sich in folgenden Sammlungen: Bundespräsidialamt, Berliner Senat, Deutsches Historisches Museum, NBK, Graphothek Berlin-Tegel, Lietuvos Muziejus Vilnius und in Privatbesitz. Ihre Texte wurden in Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch übersetzt, Vertonungen von Jens Rohwer, Alice Samter, Alfred Schust, Jurgis Juczapaitis.
Mitgliedschaften
Aldona Gustas war Mitglied in der GEDOK Berlin (1964-2022, Fachbeirätin für Literatur 1964-1980), im BBK und in der deutsch-litauischen Literarischen Gesellschaft.
Literatur und Links
- Kas Naujo Aldona (Was Neues, Aldona), Bildband, Deutsch/Litauisch. Raudondvaris, Kauno 2019
- Zeit zeitigt. Corvinus Presse, Berlin 2017.
- Zu zweit über die Liebe. Zweisprachige Ausgabe: Deutsch/Litauisch. Übersetzt von Giedré Bartelt, Gestaltung: Edita Namajūniené, hrsg. v. Julius Keleras, Naujoli Romiva, Vilnius 2014
- Würfelwörter. Splittergedichte. Corvinus Presse, Berlin 2013, ISBN 978-3-942280-24-2.
- Untoter. Reisegedichte. Suchgedichte. Georg Holmsten: Zeichnungen. Namenszüge, Corvinus Presse, Berlin 2011.
- Theo Breuer, Aldona Gustas, Jetzt. In: Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren. Wolkenstein Verlag, Köln 1999.