Weimann, Gisela
Gisela Weimann (*1943 Bad Blankenburg/Thüringen) lebt in Berlin. Seit 1986 ist die Mitglied der GEGOK-Berlin.
Ihre Arbeitsweise reicht von Malerei und Grafik, Fotografie und Film, Mail Art, Installationen und Environments bis zu multimedialen Projekten, Aktionen, Performances und Kunst im öffentlichen Raum. Spartenspezifische Grenzen überwindet sie durch interkulturelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Theater-, Musik- und Film-Bereich sowie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen. In diesem Kontext hat sie seit den 70er Jahren Projekte entwickelt, die anstreben Kunst und Alltagserfahrungen zu vereinen. Dabei werden Widersprüche und Abhängigkeiten nicht aufgelöst, aber es entstehen soziale Prozesse mit einer integrativen Struktur. Ein wichtiger Aspekt ihrer aktuelleren Arbeiten sind experimentelle Musiktheaterprojekte. Die Konzeption ihrer „Küchensinfonie in fünf Gängen mit Service“ (2005) folgt dem gleichen Prinzip wie ihre „Oper für 4 Busse“ (uraufgeführt beim Museumsinsel Festival Götterleuchten in Berlin 2001). Eine vertraute, alltägliche Situation – wie die Fahrt mit einem Stadtbus oder eine Mahlzeit – wird in ein komplexes Kunstereignis mit dem Publikum als gleichberechtigtem Partner verwandelt. Die Busoper schafft einen Mikrokosmos im öffentlichen Raum einer Stadt, in dem sich die Opernhandlung in vier Akten in vier innen und außen durch ornamentierte Spiegelglasstreifen und Beleuchtung in Kunstobjekte verwandelten Stadtbussen abspielt. Die Küchensinfonie inszeniert dagegen eine komponierte Mahlzeit in einem gestalteten Raum von privatem Charakter. Mit diesen und anderen Musikaufführungen strebt sie eine Veränderung klassischer Kunstformen an, um Identifikation zu ermöglichen.
Nach ihrer künstlerischen Grundausbildung in Münster bei Hans Griepentrog und Helmut Korhammer und in Bremen bei Hannes Schreiter nahm Gisela Weimann 1965 ein Studium für Malerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin (heute: UdK Berlin) auf, das sie 1971 als Meisterschülerin abschloss. Wichtige Lehrer waren für sie dort u. a. Hans Jaenisch und Alexander Camaro. 1971 – 72 studierte sie mit einem DAAD-Stipendium freie Grafik und experimentelle Fotografie am Royal College of Art in London und war danach bis 1976 als Dozentin für freie Grafik am Medway College of Design in Rochester, Kent, und am Gloucestershire College of Art and Design in Cheltenham tätig.
Luftbrücken- und Fulbright-Stipendien ermöglichten ihr 1979 ein Film- und Fotografiestudium am San Francisco Art Institute mit einem BA Abschluss. Dem folgte bis 1981 ein Studienaufenthalt in Tepoztlán in Mexiko. Hier entstand das umfangreiche „Tepoztlaner Tagebuch“ mit Aquarellen, Texten und Fotos. Von 1982-1987 leitete sie den FB Kunst und Kreativität an der VHS Berlin-Wedding und bezog 1984 eine Atelierwohnung im bezirklichen Künstlerhaus E43. 1990-1993 setzte sie ihre kommunale Kulturarbeit mit der Konzeption und Projektleitung der Galerie Lebendiges Museum in Berlin-Wedding fort. 1996-2004 unterrichtete sie als DAAD-Gastdozentin an den Kunstfakultäten der Universitäten in Salamanca und Madrid, in Klausenburg/Rumänien und an der Universidad Autónoma Metropolitana in Mexiko-Stadt.
Gisela Weimann wurde vielfach ausgezeichnet und gefördert, u.a. mit dem Katalogpreis der GEDOK (1989), dem Istanbul-Stipendium des Berliner Kultursenats (1991), dem Residenzstipendium der Villa Aurora in Los Angeles (1997), dem Kritikerpreis für Bildende Kunst des Verbandes der Deutschen Kritiker e. V. (2002), den Residenzstipendien des Kunstvereins Frankfurt-Oder (2009) und der Emily Harvey Foundation in Venedig (2009, 2014). 2011, 2012 und 2013 arbeitete sie im Centre d’Art Contemporain d’Essaouira und 2014 im Maison d’Art Contemporain in Asilah in Marokko.
Ihre Werke wurden auf zahlreichen internationalen Gruppen- und in Einzelausstellungen gezeigt, u.a.: “Zurücksehen im Vorangehen“, Ausstellung und szenisches Konzert, Villa P561, Prag/Tschechische Republik (2018); „Nord-Sud-Est-Ovest“, Interno 14_spazio dell’AIAC, Rom/Italien (2017); „Welcome to Futuristan“, galerie futura, Kunstquartier Kreuzberg (2016); “Fragmente des Anderen“, Videoperformance mit Andor Kömives, Kunstmuseum Cluj/Rumänien (2015); „Mein Schatten bleibt“, Haus der Kunst Brünn/Tchechische Republik (2014); “Une mer, deux rivages“, MAC A, Asilah/Marokko (2014); Anfang Ende Hier Jetzt“, Kunsthalle Brennabor, Brandenburg an der Havel (2013); „Welt in Flammen“, Casablanca Biennale/Marokko (2012); „Memorias“, Palacio de la Mosquera, Arenas de San Pedro/Spanien (2011); La Notte Blu, Teatro Fondamenta Nuove, Venedig/Italien und galerie futura, Berlin (2010); Espacios Mediterraneos, Casa de las Conchas, Salamanca, Spanien (2008); “Leben im Spiegel”, Galerie im Körnerpark Berlin (2001).